Mo., 26. April 2010
30 Jahre erfolgreicher Fernschulunterricht für deutsche Schüler im Ausland
Im Auftrag des Auswärtigen Amtes hat das ILS-Fernlehrwerk seit 1980 über 7.500 Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt nach deutschen Lehrplänen unterrichtet.
Deutschlands ungewöhnlichste Auslandsschule wird 30 Jahre alt: Im Jahr 1980 erhielt das ILS von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen den Zuschlag, im Auftrag des Auswärtigen Amtes Fernunterricht für deutsche Schüler im Ausland zu entwickeln. Damit sollte es für Familien möglich werden, auch an Orten fernab von deutschen Schulen Unterricht nach deutschen Bildungsplänen zu erhalten. Bereits ein Jahr später starteten die ersten sechs Fernschüler und zwei Fernlehrer mit dem Unterricht der fünften Klasse. 1986 war das Unterrichtsprogramm komplett für die Klassen 5 bis 10 in allen drei Schularten aufgebaut. Damals wurden im Jahr rund 100 Schülerinnen und -schüler aus der Ferne unterrichtet, heute sind es über 900 pro Jahr. Gemessen an den 80.000 erwachsenen Teilnehmern, die das ILS als Deutschlands größte Fernschule jährlich betreut, sind die Schülerzahlen im Fernlehrwerk zwar gering, aber im Verhältnis zu deutschen Auslandsschulen gehört das ILS-Fernlehrwerk zu den ganz großen Schulen im Ausland. "Seit 1980 ist der Bedarf deutlich angestiegen, denn immer mehr Menschen gehen aus beruflichen Gründen ins Ausland", weiß Inge Döll-Krämer, die Leiterin des ILS-Fernlehrwerks, "darunter sind auch Eltern, die vor Ort keine geeignete Schule für ihre Kinder vorfinden und froh über die Möglichkeit des Fernunterrichts sind."
Tuschkasten per Luftpost, Elternabend per Skype
Die Fernschülerinnen und -schüler im Ausland erhalten die vollständigen Materialien für 15 Fächer alle sechs Monate per Luftpost - darunter auch Tuschkästen und physikalisch-chemische Versuchsgeräte. "Die Bildungspläne ändern sich, das Konzept des Fernunterrichts bleibt gleich: Eine Kombination aus speziell für das eigenständige Lernen aufbereiteten Unterlagen und ein intensiver Betreuungsservice - der heute natürlich zunehmend über das Internet stattfindet", so Inge Döll-Krämer. Im Jahr 2003 fand die erste Videokonferenz statt - ein weltweiter Elternabend, der alle fünf Kontinente miteinander vereinte. Heute gehört ein Online-Campus zum Standard. Hier können Schüler miteinander chatten und Fragen an ihre Fernlehrer senden oder sich auch einfach nur anschauen, wie sie im Vergleich mit anderen abschneiden, die in den vergangenen 24 Monaten die gleiche Klassenstufe irgendwo auf der Welt durchlaufen haben. "Dieser virtuelle Klassenspiegel ist für die Kinder wichtig, weil sie sich mit anderen messen wollen und daraus Motivation ziehen", stellt die Fernlehrwerks-Leiterin fest. Genau so wichtig sind die Eltern, die oftmals die einzigen direkten Gesprächpartner für ihre Kinder sind, wenn es um die Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsstoff geht. "Wir unterstützen die Eltern vom ersten Tag an, denn sie müssen gelegentlich mit Lernwiderständen umgehen und verstehen, in welchen Bereichen ihre Kinder Schwierigkeiten haben könnten." Zu diesem Zweck gibt es ein spezielles Elternhandbuch und wöchentliche Elternberatungen. Außerdem werden in einem Fragebogen zu Beginn der Fernschulzeit die besonderen Lebensumstände der Kinder im Ausland ermittelt, um diese in der individuellen pädagogischen Betreuung berücksichtigen zu können. "Mir hat das Elternhandbuch schon oft geholfen, den Lernprozess meiner Kinder geduldig zu begleiten", erzählt Angelika Raimann, die mit ihrer Familie in Ecuador lebt. "Und bei vielen Fernlehrern haben wir regelrecht das Gefühl, sie persönlich zu kennen, so intensiv ist die Betreuung aus der Ferne."
Studie belegt Erfolg der Wiedereingliederung ins deutsche Schulsystem
Von 1981 bis 1990 wurde der Aufbau des ILS-Fernlehrwerks von einer wissenschaftlichen Untersuchung an der Universität Hamburg begleitet. Die Ergebnisse belegen eine reibungslose Wiedereingliederung der Schülerinnen und Schüler nach ihrer Rückkehr ins deutsche Schulsystem. Seit 1990 hat sich daran nichts geändert. "Wir erleben immer wieder, dass Schülerinnen und Schüler, die aus dem Ausland zurückkehren, schnell den Anschluss in der Klasse finden und gute Leistungen erzielen", so Inge Döll-Krämer. "Unsere Fernschüler haben schließlich gelernt, sehr selbstständig und organisiert zu arbeiten." Auch viele erfolgreiche staatliche Abschlussprüfungen am Ende der Sekundarstufe I untermauern die Kompetenz einer Ausbildung per Fernunterricht.
Diese Erfahrungen kann auch Familie Libuda bestätigen, die mit drei Kindern 13 Jahre lang überwiegend in Russland gelebt hat, und nun seit Sommer 2009 wieder zurück in Deutschland ist: "Was bei der Rückkehr nach Deutschland passiert, hat unsere Entscheidung für das ILS Fernlehrwerk damals ganz klar beeinflusst", so Franziska Libuda. "Jetzt zeigt sich, dass unsere Kinder durch das Fernlehrwerk nicht nur den Kontakt zur deutschen Sprache behalten haben, sie sind auch mit der Umstellung auf ein deutsches Gymnasium gut zurecht gekommen. Natürlich gab es hier und da kleine Unterschiede im Lehrstoff, diese Lücken konnten durch das selbstständige Lernverhalten aber schnell geschlossen werden."
Mehrfache Auszeichnungen durch das BMBF
Die Erfolgsgeschichten der Fernschülerinnen und Fernschüler des Fernlehrwerkes sind vielfältig und haben schon mehrfach zu Ehrungen durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geführt: Im Jahr 2002 wurden beispielsweise die Geschwister Helene und Joachim Rädler im BMBF für ihre herausragenden fernschulischen Leistungen ausgezeichnet. Bedingt durch die Berufstätigkeit des Vaters als Entwicklungshelfer zog die Familie häufig um; die Fernschule war immer dabei von Klasse 1 bis 10. Der anschließende Einstieg in ein Gymnasium in Baden-Württemberg gelang auf Anhieb. Und im Jahr 2006 wurde unter anderem Laura Thron zur Fernlernerin des Jahres gekürt. Sie war ohne ihre Eltern gemeinsam mit ihrem Bruder in die USA gegangen, um ihn bei seiner Tennis-Karriere zu unterstützen. Beide haben sich von dort aus per ILS-Fernunterricht erfolgreich zunächst auf die Realschulabschlussprüfung und anschließend auf das deutsche Abitur vorbereitet.
Das ausgereifte Betreuungskonzept und das herausragende persönlichen Engagement, mit dem die Fernlehrwerks-Leiterin Inge Döll-Krämer seit mittlerweile 26 Jahren für ihre Fernschülerinnen und -schüler da ist, haben jetzt auch die unabhängige Jury des Studienpreises DistancE-Learning überzeugt: Das ILS-Fernlehrwerk erhält am 26. April 2010 den Studienpreis-DistancE-Learning 2010 in der Kategorie "Service des Jahres".
Wer mehr über das Konzept der Auslandschule ILS-Fernlehrwerk wissen möchte, findet hier weitere Informationen auf der ILS-Website.