Heidrun Gawurnke (58) hat geschafft, wovon Menschen träumen: Sie hat ihr Hobby zum (Zweit-)Beruf gemacht und feiert darüber hinaus auch noch künstlerische Erfolge. Die Erzieherin aus Bad Kösen (Sachsen-Anhalt) hat sich durch mehrere Fernlehrgänge gezielt ein zweites berufliches Standbein aufgebaut. Heute ist sie zusätzlich Inhaberin einer Werbeagentur und eine erfolgreiche Fotografin.
Eine unabhängige Jury des Deutschen Fernschulverbandes e. V., Hamburg, kürte Heidrun Gawurnke zur Ehrenpreisträgerin "Lebenslanges Lernen" des Jahres 2002. Der Preis wurde ihr am 25. März 2003 in Berlin von dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Uwe Thomas, verliehen.
Eigentlich wollte Heidrun Gawurnke Modezeichnerin werden. Doch ihre Mutter zog sie alleine auf, da war ein Studium nicht zu finanzieren. Stattdessen lernte sie den Beruf der Erzieherin - und feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. Früh hat sie sich einen kreativen Ausgleich zu ihrem Beruf geschaffen: Seit den Sechziger Jahren entwirft und schneidert sie ihre Kleider selbst, zeichnet und malt. "In der ehemaligen DDR fiel ich natürlich mit meinen Kleidermodellen auf", erinnert sich Heidrun Gawurnke. "In all den Jahren fühlte ich mich aber im Ausleben meiner Kreativität sehr eingeschränkt." Die Wiedervereinigung sah sie deshalb auch als ganz persönliche Chance zur vielseitigen Entfaltung.
Von Freunden wurde sie auf die Methode Fernunterricht aufmerksam gemacht. 1995 begann sie ein Fernstudium zur "Werbetexterin" beim Institut für Lernsysteme (ILS), Hamburg, das sie drei Jahre später mit der Note "sehr gut" abschloss. Bestärkt durch ihren Lernerfolg gründete Heidrun Gawurnke das Werbeunternehmen GCS Werbung. Um ihren Kunden Full-Service bieten zu können, entschloss sie sich, zwei weitere Fernkurse in den Bereichen "Fotografie" und "Grafik und Design" beim ILS zu belegen. Den Fotografie-Kurs beendete sie im November 2001 mit einer Eins, mit "Grafik und Design" möchte sie noch in diesem Jahr abschließen.
Seit nunmehr über sieben Jahren nimmt Heidrun Gawurnke die Doppelbelastung von Beruf und Fernstudium in Kauf und legt für ihre private Weiterbildung nach der Arbeit im Kindergarten eine "Nachtschicht" ein. "Am liebsten lerne ich zwischen 22 Uhr und 2 Uhr morgens", beschreibt Heidrun Gawurnke ihren ungewöhnlichen Lernrhythmus. Das dies möglich ist, verdankt sie dem Verständnis ihrer Familie. Auch bei ihrem Arbeitgeber, dem Kindertagesstättenverband, findet sie Unterstützung für ihren Lerneifer und ihre nebenberufliche Tätigkeit in der Werbebranche. "Im Gegenzug mache ich die grafischen Arbeiten und schreibe die Texte für meine Kindertagesstätte", sagt sie, "somit sind wir im Einklang miteinander."
Heidrun Gawurnke feiert mittlerweile auch künstlerische Erfolge als Portrait- und Aktfotografin. Nach Abschluss des Fernstudiengangs "Fotografie" eröffnete sie im April 2002 eine mehrwöchige Fotoausstellung mit dem Titel "Sinnliche Momente" in der Kunsthalle Bad Kösen. Ihre erotischen Aktfotografien stießen auf großes regionales Interesse. Weitere Ausstellungen ließen nicht auf sich warten. "Mit meinen Fotografien bin ich im heimischen Burgenland und in den angrenzenden Bundesländern schon bekannt." Ihr großes künstlerisches Ziel ist es, einmal einen Fotoband mit Aktfotografien herauszubringen.